Geschichte des Spiegels: Vom Kultgegenstand zum Massenprodukt

Kein Badezimmer kommt ohne ihn aus, in jeder Flurgarderobe findet sich ein Exemplar. Die Rede ist vom Spiegel, den Du täglich wie selbstverständlich nutzt. Wie sehe ich aus? Der Spiegel gibt die Antwort. Dabei ist der Spiegel viel mehr als nur ein reiner Gebrauchsgegenstand, wohnt ihm doch eine starke Symbolkraft inne. In der Antike als Abbild der Seele verehrt, galten spiegelnde Oberflächen auch bei uns als wichtige Elemente des Volksglaubens. Die Geschichte des Spiegels liest sich wie ein spannender Krimi voller Geheimnisse und Überraschungen. Kommt mit und begleite uns auf unserer Zeitreise!

Unsere Spiegel im Wunschformat

Parallelität des Lichtes entscheidend

Die Bezeichnung “Spiegel” kommt aus dem Lateinischen “speculum” und bedeutet so viel wie Spiegelung oder Abbild. Sie steht somit für eine reflektierende Fläche. Trifft Licht darauf, wird es zurückgeworfen. Ist die Fläche glatt genug, behält das reflektierte Licht seine Parallelität. Es entsteht ein Abbild. Eine raue Fläche hingegen streut das Licht ungeordnet in alle Richtungen und funktioniert daher nicht als Spiegel. Physik zählt nicht zu Deinen Leidenschaften, langweilt Dich vielleicht sogar? Dann widmen wir uns der Kulturgeschichte des Spiegels.

Von der Faszination des Widerscheins

Einer unserer frühen Vorfahren mag an einem hellen Sommertag auf eine glatte Wasseroberfläche geschaut haben. Der Anblick seines eigenen Spiegelbildes jagte ihm einen derartigen Schrecken ein, dass er schreiend davonlief. Schon bald siegte jedoch die Neugier über das Entsetzen. Der Spiegel trat seinen unaufhaltsamen Siegeszug an. Der führte ihn auf alle Kontinente und beeinflusste ganze Kulturen, wohnte dem Zauber des Widerscheins doch eine starke Symbolik inne. So verkörpert der Spiegel nicht nur Eitelkeit und Wollust, sondern auch Klugheit, Selbsterkenntnis und Wahrheit.

Symbolik zieht sich durch alle Kulturen

Antike Kulturen sahen im Spiegel das Abbild der menschlichen Seele. Vielfach überliefert ist der Mythos von Narziss. Der Jüngling blickt in eine Quelle, verliebt sich in sein eigenes Spiegelbild, versucht es zu erfassen und stirbt schließlich an seinem Wahn. Unsere Sagenwelt bringt Spiegel mit dem Wahrsagen in Verbindung. Jüdische Gehrte glaubten, dass der Spiegel die Sehkraft stärken könne. In Japan galt der Spiegel neben Thron und Schwert als kaiserliche Kostbarkeit.

Spiegelherstellung wahre Handwerkskunst

Die Herstellung gläserner Spiegel ist in Europa ab dem 14. Jahrhundert verbrieft. Die Spiegler-Zunft machte in Nürnberg von sich reden. Aber auch Flandern entwickelte sich bereits im Mittelalter zu einer Hochburg der Spiegelherstellung. Diese Spiegel bestanden aus rund geblasenem Glas, mit Metallfolie hinterlegt oder mit Metall beschichtet. Den Spiegelmachern in Venedig gelang im 16. Jahrhundert der Durchbruch. Sie erzeugten erstmals flache Glasscheiben, deren Rückseiten sie anschließend verzinnten

Spiegel erlebt im Barock seine Blütezeit

Als unverzichtbarer Bestandteil dekorativer Raumgestaltung erlebte der Spiegel im Barock seine Blütezeit. Schlössern und Palästen verlieh er unnachahmlichen Glanz. Der Spiegelsaal gilt noch heute als Inbegriff der optischen Täuschung und des dekadenten Überflusses. Besondere Berühmtheit erlangte der Spiegelsaal des Schlosses von Versailles, den Ludwig XIV. mit 300 Spiegeln ausstatten ließ. Herrscher in ganz Europa versuchten dieses Interieur zu kopieren, scheiterten aber letztlich am dessen Einzigartigkeit.

Heute ein industrielles Massenprodukt

Die industrielle Produktion machte den Spiegel, einst Ausdruck höchster Handwerkskunst, zum Massenprodukt. Aluminiumfolie wird im Vakuum auf glatte Glasplatten gepresst. Auch beim Bedampfen der Scheiben mit Aluminium handelt es sich ein gängiges Verfahren. Silber hingegen findet heute bei der Verspiegelung kaum noch Verwendung, da es schnell oxidiert und dann sein hohes Reflexionsvermögen verliert.